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Die Zone des Valdivianischen Regenwaldes beginnt in der Küstenkordillere etwa bei Valdivia, in der Andenhauptkette unterhalb 40°s.Br. oder etwas nördlich in dem Gebiet der großen chilenischen Seen. Im chilenischen Längstal reicht dieser Wald nicht soweit nach Norden. Die Südgrenze liegt etwa zwischen 47° und 49°. Die Region greift nördlich des Tronador um Puerto Blest und Puerto Frias im Nationalpark Nahuel Huapi nach Argentinien über.
In dem ozeanisch gemäßigten Klima mit Jahresmitteltemperaturen von 10-12°C und Jahresniederschlägen von 2500mm herrscht hohe Luftfeuchtigkeit, Nebel, eine hohe Zahl von Regentagen und selten ein wolkenfreier Himmel. In diesem Gebiet beginnen die stürmischen Westwinde. Es ist kaum mit Frost zu rechnen.
Tique-Wald
Der eigentliche Valdivianische Regenwald ist der Tique-Wald, der sich vom Meeresniveau bis etwa 500m ausbreitet. Daneben gibt es eingestreute Nadelwälder mit Fitzroya patagonica, die entweder auf Sumpfboden in tiefen, flachen Lagen oder am oberen, nebelreichen Grenzsaum des Valdivianischen Waldes auftreten. Darüber folgen Gürtel von Nothofagus dombeyi und Nothofagus pumilio, an trockenen Standorten Nothofagus antarctica.
Durch seinen Artenreichtum aus tropischen Gattungen und Familien ähnelt der Tique-Wald aus Aextoicon punctatum dem tropischen Regenwald. Mit seinen immergrünen Blättern vom Lorbeer- und Magnolientyp, Bäumen mit Brettwurzeln, und Lianen stellt er einen "tropischen Regenwald im nichttropischen Gebiet" dar, der sich unter den tropischen Bedingungen im Tertiär entwickeln konnte und in dem ausgeglichenen ozeanischen Klima die Eiszeiten überdauerte.. Auf den Stämmen treten viele Farne und krautige Epiphyten auf. Kletternde und starrhalmige Bambusgräser, eine artenreiche Krautschicht und üppige Moospolster überziehen den Boden. Tropische Blütenformen wie die langen Glockenblüten der Mitraria coccinea (Gesneriaceen) oder die Röhrenblüten von Embothrium coccineun warten auf den Besuch von Kolibris. Myrtaceen treten mit einem großen, schwer zu überschaubaren Formenreichtum auf. Verbreitet sind auch die tropischen Gattungen Hydrangea, Cissus, manche rankenden und würgenden Araliaceen, Monimiaceen und Proteaceen.
Reine Bestände bilden auch Arrayan an Flußufern und Radal.
Die wichtige Arten sind:
Aextoxicon punctatum (Tique), Eucryphia cordifolia (Ulmo), Laurelia aromatica (Laurel), L. philippiana (Tepa), Drimys winteri (Canelo), Luma apiculata (Arrayan), Dasyphyllum diacanthoides (Palo Santo), Gevuina avellana, Lomeria ferruginea (Fuinque), L. hirsuta (Radal), Maytenus boaria (Maiten) und die beiden Nothofagus-Arten N. obliqua und N. procera mit zartem Sommerlaub.
Alerce-Wald
Auf ungünstigen Standorten wird der Tique-Wald vom Alerce-Wald mit Fitzroya cupressoides abgelöst. Fitzroya wächst sehr langsam (17m in den ersten 300 Jahren). Dabei wird sie sehr alt, bis zu 2000 Jahre, 50-60m hoch und 3m dick. Wegen ihres wertvollen,dauerhaften Holzes ist sie fast ausgerottet.
Alercewälder gibt es an zwei grundverschiedenen Standorten. Sie wachsen häufig auf humosen Böden oder in Bruchmooren, die mit Sphagnum durchsetzt sind und in denen sich gefallene Stämme Jahrhunderte hindurch erhalten können. Am Lago Menéndez und bei Puerto Blest enthalten diese Sumpf-Alercales Nothofagus dombeyi, Podocarpus nubigenus, Lomatia hirsuta, Saxegothea conspicua, Azara microphylla, Embothrium coccineum, Fuchsia magellanica, Pernettya poeppigii, Gaultheria phillyreaelolia, Berberis-Arten, Desfontainea spinosa, Drimys winteri und Ribes magellanicum. Weitere Begleiter sind Gunnera tinctoria, Blechnum und Chusquea.
Ein weiterer Standort findet sich an den Berghängen an der oberen Waldgrenze. Am Brazo Sur des Lago Menéndez treten sie oberhalb des Gürtels von Nothofagus dombeyi auf.
An den nassesten und sauersten Standorten ist Pilgerodendron uviferum der Alerce überlegen. Sie umsäumen die Hochmoore in Nordpatagonien, sie sind vorwiegend im Flachland südlich des 42. Grades verbreitet, besonders häufig auf der Insel Chiloé und den stark vermoorten Inseln des Chonos-Archipels.
Arrayanales
Bestände von Luma apiculata (Arrayan) begleiten die fließenden Gewässer in der Region des valdivianischen und nordpatagonischen Regenwaldes. Sie bilden ein dichtes, bis 10m hohes Gestrüpp aus reich gekrümmten Ästen und fallen durch ihre zimtbraune Rinde auf. Die natürliche Erneuerung erfolgt durch junge Pflanzen oder durch reichlich gebildeten Stockausschlag. Der Bodenzuwachs in den Arrayanales ist häufig sehr dürftig oder er fehlt ganz. Der Pitra-Wald aus Myrceugenia exsucca bevorzugt Bruchwaldstandorte mit stagnierendem Wasser.
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